Fachbereich Geowissenschaften


Springe direkt zu: Inhalt


Service-Navigation


Hauptnavigation/Hauptmenü: Links auf direkt erreichbare, übergeordnete Webseiten


Grafischer Identitätsbereich:

Planetologie / Fernerkund.

Weitere Service-Funktionen



Navigation/Menü: Links auf weitere Seiten dieser Website und Banner





04.10.2012

HRSC Produktserie #570 - Hooke Crater Orbit 10743


Eisbedeckte Schönheit auf der „Silberinsel“ des Mars


Perspektive [1]
Perspektive [1]

Am 8. Juni 2012 nahm die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene, hochauflösende Stereokamera HRSC auf der ESA-Raumsonde Mars Express eine Region innerhalb des 1800 Kilometer großen und fünf Kilometer tiefen Einschlagsbeckens Argyre auf. Es ist durch einen gigantischen Meteoriteneinschlag in der Frühzeit des Mars entstanden und, nach dem Hellas Becken, das zweitgrößte Einschlagsbecken auf dem Mars.

Der Name leitet sich vom griechischen Wort für Silber (”Argyros”) ab. Der berühmte italienische Astronom Giovanni Schiaparelli gab der hell scheinenden Region auf dem Mars auf seiner detaillierten Karte aus dem Jahr 1877 diesen Namen. Er bezieht sich auf die ”Silberinsel” an der Mündung des Ganges aus der griechischen Mythologie.



Der Wind als gestaltende Kraft der Marsoberfläche


Kontextkarte [2]
Kontextkarte [2]

Die in diesem Artikel präsentierten Bilder zeigen alle einen Teil des nördlichen Randes des Einschlagsbeckens Argyre Planitia. Gut zu erkennen ist der 138 Kilometer breite Krater Hooke, der nach dem englischen Physiker und Astronomen Robert Hooke (1635-1703) benannt wurde.

Große Teile des Argyre Beckens wurden durch Winderosion sowie durch den Einfluss von Wasser und Eis gestaltet. Darauf lässt sich auch das abgerundete Erscheinungsbild der den Hooke-Krater umgebenden Landschaft zurückführen.

Innerhalb des Hooke-Kraters hat die anhaltende Windaktivität Dünen geformt, während südlich des Kraters linienförmigen Strukturen (sogenannte Yardangs oder Windhöcker) durch Winderosion entstanden sind, die man gut auf Bild 4 (Farbansicht) erkennen kann.



Bodenfrost und Schneewolken auf dem Mars


Farbkodiertes Höhenmodell [3]
Farbkodiertes Höhenmodell [3]

Aber das auffälligste Merkmal in den Bildern ist die dünne Schicht aus Kohlendioxideis (Trockeneis) die den südlichen Teil des Kraters wie mit Puderzucker überzieht (links in den Bildern 1, 4, 5). Kohlendioxideis kommt häufig auf der Marsoberfläche vor. Lange Zeit nahm man an, dass es sich ausschließlich als Frost in Bodennähe bildet, so, wie es hier auch der Fall ist.

NASAs Mars Reconnaissance Orbiter hat auch kürzlich Wolken entdeckt, die aus Kohlendioxidschnee bestehen und diesen auf der Oberfläche ”ablagern” können. Einige Jahre zuvor hatte schon Mars Express Wolken aus Kohlendioxideis nachgewiesen.



Aufnahmezeitpunkt liefert Erklärung


RGB Farbbild [4]
RGB Farbbild [4]

Auffällig ist, dass im Gegensatz zur Tiefebene (links in Bild 4 - Farbansicht) südlich des Hooke-Kraters und Bereichen innerhalb des Kraters, die von einer dünnen Eisschicht überzogen sind, diese an der inneren nach Norden zeigenden Kraterwand fehlt. Sie wurde wahrscheinlich von der Sonne geschmolzen - dies würde auch der Aufnahmezeitpunkt der Bilder nahelegen.

Die Aufnahmen mit der HRSC-Kamera entstanden nämlich um 16:30 Uhr während der Wintersonnenwende auf der südlichen Halbkugel. Die Sonne wird sich zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 20 Grad über dem Horizont befunden haben und deshalb nur genügend Zeit gehabt haben, die nördlichen Steilhänge zu erwärmen und das Eis zu schmelzen. Solches, das sich auf tiefer gelegenen horizontalen Oberflächen befunden hat, konnte sie nicht schmelzen.

Schiaparelli hätte sicherlich seine Freude an den außerordentlich schönen Bildern der Mars Express-Raumsonde gehabt, die Wissenschaftler auch weiterhin mit einer Vielzahl wunderbarer Daten versorgt.



Bildverarbeitung und das HRSC-Experiment auf Mars Express


Rot-Cyan Anaglyphe [5]
Rot-Cyan Anaglyphe [5]

Argyre Planitia ist nach Hellas Planitia das zweitgrößte Einschlagsbecken auf dem Mars. Die vom DLR betriebene, hochauflösende Stereokamera HRSC auf der europäischen Raumsonde Mars Express fotografierte am 08. Juni 2012 den Hooke-Krater während Orbit 10743. Die im Artikel gezeigten Bilder stammen aus dem kleinen Rechteck innerhalb des HRSC-Bildstreifens bei 19 Grad südlicher Breite und 157 Grad östlicher Länge. Der Hooke-Krater liegt in der Region Argyre Planitia, einer ausgedehnten kreisförmigen Tiefebene auf der südlichen Marshalbkugel, die durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist.



Die Farbansichten wurden aus dem senkrecht blickenden Nadirkanal und den Farbkanälen erstellt, die Schrägansicht wurde aus den Stereokanälen der HRSC berechnet. Die Anaglyphen werden aus dem Nadirkanal und einem Stereokanal abgeleitet. Die schwarzweißen Detailaufnahmen wurden dem Nadirkanal entnommen, der von allen Kanälen die höchste Auflösung zur Verfügung stellt.



Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen hatte, geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Institutionen und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung des Principal Investigators (PI) G. Neukum entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH und Jena -Optronik GmbH). Sie wird vom DLR -Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Die systematische Prozessierung der Daten erfolgt am DLR. Die Darstellungen wurden vom Institut für Geologische Wissenschaften der FU Berlin erstellt.




Download
hochaufgelöste Bilddaten / high resolution image data

Kontextkarte [2]:   TIF
(4 MBs)
JPG
(508 KBs)
Farbkodiertes Höhenmodell [3]:   TIF
(121 MBs)
JPG
(15 MBs)
RGB Farbbild [4]:   TIF
(102 MBs)
JPG
(15 MBs)
Perspektive [1]:   TIF
(15 MBs)
JPG
(2 MBs)
Rot-Cyan Anaglyphe [5]:   TIF
(86 MBs)
JPG
(12 MBs)

© Copyright: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)

 

© 2003 - 2024 Fachbereich Geowissenschaften Berlin 
Stand: 31.10.2012

Diese Grafiken werden nur in der Druckvorschau verwendet: